Durchs wilde Dagestan

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„Dagestan – noch nie gehört. Wo liegt das denn?“

Zugegeben, auch ich musste erst einmal googeln. Dagestan ist eine autonome russische Republik im Nordkaukasus. Im Osten grenzt es ans Kaspische Meer, im Süden an Aserbaidschan und im Südwesten an Georgien. 

„Dagestan – klingt spannend!“

Das dachten wir uns auch und sagten sofort „Ja“, als wir vom explorer gefragt wurden, ob wir Lust hätten, Dagestan zu erkunden. Im Sommer 2020 hätte es bereits losgehen sollen, doch aufgrund der Corona-Bestimmungen konnten wir für Russland kein Visum beantragen. Stattdessen reisten wir „mit Paula durch Polen“.

Diesen Sommer ist es endlich soweit. Ein Flieger bringt uns nach einem Zwischenstopp in Moskau in die Hauptstadt Dagestans – nach Machatschkala. Dort werden wir bereits von Andreas und Svetlana von Dagestan.reise erwartet. Die kommenden vier Wochen werden wir mit einem ihrer zum Camper ausgebauten UAZ Buchanka unterwegs sein.

„Dagestan – und was essen die Leute dort?“

„Dschudu!“, lacht Fatima, „aber auf Andisch, unserer lokalen Sprache, heißt es Ingura.“ Fatima ist Englischlehrerin und lebt diesen Sommer mit ihrer Familie am Bergsee Kesenoiam an der Grenze zu Tschetschenien. Sie besitzt ein Grundstück, das sie für den gerade beginnenden Tourismus herrichten will. Wir sitzen in ihrem Wohnzimmer, vor uns zwei Gläser dampfender Tee, eine Schale Kekse und ein Berg Süßigkeiten. Wir dürfen Fatima heute beim Kochen über die Schulter schauen. Fatima bereitet Teig zu und zeigt uns, wie dieser mit Käse gefüllt und hauchdünn ausgerollt wird, bevor er auf einer heißen Platte auf dem Gasofen nebenan gebraten wird. „Du musst ihn ganz heiß essen. Der Käse muss sich ziehen, dann ist er perfekt!“, strahlt Fatima und bestreicht den duftenden Fladen dick mit Smetana, der russischen Variante von Crème fraîche. Ein Genuss!

Auf unserer Fahrt durch Dagestan dürfen wir fast täglich kaum in Worte zu fassende Gastfreundschaft erleben. Mit Ali sitzen wir beim Tee und genießen frische Kinkal, ein lokale Spezialität. Wir treffen Artek, der als Hirte als einer von zwei letzten Bewohner im Geisterdorf Filia lebt und nicht nur sämtliche Leckereien, die er in seinem Vorratsschrank hat, für uns öffnet, sondern auch noch seine Kuh Maya melkt, damit wir wirklich frische Milch trinken können. Magomed lädt uns spontan ein und erzählt von der Ruinenstadt Kakhib, dessen Bewohner noch vor wenigen Jahrzehnten am gegenüberliegenden, steilen Ufer in den Bergen gelebt haben. Menschen auf der Straße bieten uns ihre Hilfe an, laden uns zu ihren Familien ein oder Hirten sagen einfach nur kurz „Priviet“, wenn sie am Abend mit ihren Herden vorbeiziehen.

Obwohl sich unser russischer Wortschatz an einer Hand abzählen lässt, hat niemand Scheu mit uns in Kontakt zu treten, ganz im Gegenteil. Apps werden zu Hilfe gezogen oder einfach mit Händen und Füßen gestikuliert. Manche älteren Menschen sprechen ein paar deutsche Wörter, und ein Tankwart verabschiedet uns schmunzelnd mit: „Achtung, Achtung. Guten Tag!“.

„Dagestan – gibt es da Campingplätze oder wo habt ihr übernachtet?“

Die Landschaften Dagestans sind überwältigend. Berge, wie mit grünem Samt überzogen, steil abfallende Klippen, türkisblaue Bergseen und sprudelnde Quellen. Freie Stellplätze muss man nicht suchen. Am Abend stellt sich lediglich die Frage: „Ist die Aussicht schon grandios genug, oder fahr ich noch ein bisschen weiter den Berg hinauf?“ Dabei staunen wir über die Geländegängigkeit der kleinen Buchanka. Kein Weg zu steil, keine Passage zu schwierig. Dank der geringen Größe und des niedrigen Gewichts sind auch entlegene Brücken und schmale Bergstraßen kein Problem. Es macht Spaß, auch mal die Vorzüge eines kleinen Gefährts in vollen Zügen zu genießen. Mit Paula kämen wir hier oft an unsere Grenzen. Zu eng sind die Wege durch die Bergdörfer, zu steil oder schräg die Berghänge. Das „Kastenbrot“, wie der Bus auf Russisch genannt wird, hingegen bringt uns an all die besonderen Flecke, die Dagestan zu bieten hat. So hoppeln wir durch die oft einsamen Landstriche, das Quietschen des Fahrgestells wie ein beruhigendes Mantra in den Ohren. 

„Dagestan – wie erfahr ich mehr von diesem Land?“

Im November erscheint die ganze Tour durch Dagestan als Titelgeschichte im explorer und kurz darauf der Kurzfilm zur Reise im Explorer youtube-Kanal.

Andreas und Sveta, mit deren Bus wir unterwegs waren, haben die kleine Fahrzeugvermietung dagestan.reise aufgebaut und erzählen auch in ihrer regelmäßigen „Online-Experience“ live über ihre Wahlheimat. Wer Lust hat, Neues zu entdecken, kann dort mal reinschnuppern. Die beiden haben uns sehr geholfen, diesen (noch) weitgehend unentdeckten Flecken Erde schätzen und lieben zu lernen.

Dagestan – ganz sicher eine Traumdestination für alle, die Lust haben, frei und unkompliziert mit einem Allradcamper auf Entdeckungsreise zu gehen.

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