Verschiffung Panama – Kolumbien

Stand der Informationen
August 2012

Planung und Kosten
1: Auswahl der Agentur bzw. einer Verschiffungsgesellschaft
Wir haben diverse Agenturen und Verschiffungsgesellschaften angeschrieben aber schlussendlich nur zwei Angebote erhalten.
Tea Kalmbach (teakalmbach[at]hotmail.com) / Konversation auf deutsch
Mabel Estribi von BARWIL / Wilhelmsen (Mabel.Estribi[at]wilhelmsen.com) / Konversation auf englisch

Die Organisation der Verschiffung gemeinsam mit einem Agenten ist mit einer Organisationserleichterung aber auch mit Mehrkosten verbunden. Entscheidet man sich für die Agentur von Tea Kalmbach, so wird man bei der Abwicklung in Kolumbien begleitet. Sie antwortete uns sehr schnell und zuverlässig auf jede Email und hat uns sogar noch einige hilfreiche Tipps gegeben, als wir uns bereits für die Verschiffung mit BARWIL entschieden hatten.

Da wir genügend Zeit in Panama hatten, etwas spanisch sprechen und nach über 30 Grenzübertritten geübt sind im Umgang mit Behörden, haben wir die günstigere Variante ohne Unterstützung durch einen Agenten gewählt. Wer jedoch Bedenken hat, die folgenden Punkte selbstständig abzuarbeiten, kann z.B. die Hilfe von Tea Kalmbach in Anspruch nehmen. Wir haben viele Reisende getroffen die mit ihrer Hilfe sehr zufrieden waren, dennoch gibt es vereinzelt auch deutlich andere Meinungen.

Entscheidet man sich für die Agentur BARWIL, so führt der erste Weg in Panama-Stadt zum Sitz der Firma (N 08° 55′ 39.6”, W 079° 35′ 38.3”). Dort bekommt man einen Ausdruck, auf dem die nächsten Schritten detailliert erklärt sind und sämtliche Kopien, die für die weitere Abwicklung notwendig sind. (Pass des Fahrzeughalters, Fahrzeugschein, temporäre Einfuhrerlaubnis, vorläufige Bill of Lading)

2: Art der Verschiffung
Für unser Fahrzeug mit einer Größe von 3,05m / 7,60m / 2,50 m (H/L/B) kam nur Ro-Ro oder Lo-Lo in Frage. Da deutlich weniger Ro-Ro-Schiffe fahren, haben wir uns für Lo-Lo entschieden.

3: Kosten
LoLo-Verschiffung im August 2012 mit BARWIL:
58 US$ pro Kubikmeter, 50 US$ Paperwork, 6 US$ Hafengebühr in Panama, 200 US$ Hafengebühr in Kolumbien

Abwicklung in Panama
1: Polizei ‘Sección Hurto de Autos’
N 08° 57′ 58.2”, W 079° 32′ 41.4” – Beantragung der Ausfuhrerlaubnis. Ein Parkplatz findet sich hinter dem Gebäude.
Da die Exporterlaubnis nur eine Gültigkeit von sieben Tagen hat, kann diese erst wenige Tage vor Abfahrt beantragt werden. Hier wird nur die Fahrgestellnummer kontrolliert und der Auftrag einer Exporterlaubnis an die Behörde auf der gegenüberliegenden Straßenseite (Dirección de Investigación Judicial) weitergeleitet. Dauer ca. 15 Min.

2: Abholen der Ausfuhrerlaubnis
Ab 14 Uhr des selben Tages kann nun die Exporterlaubnis bei der Behörde auf der gegenüberliegenden Straßenseite (Dirección de Investigación Judicial) abgeholt werden. Hierzu ist das Fahrzeug nicht notwendig. Eine Taxifahrt vom Yachtclub kostet 2 US$ einfach. Um die Behörde betreten zu dürfen, muss bei einem kleinen Wärterhäuschen auf der rechten Seite ein Ausweis hinterlegt werden. Hier nicht den Pass abgeben, diesen muss man im Gebäude vorweisen. Dauer ca. eine Stunde.
Falls nun festgestellt wird, dass bei den Einfuhrpapieren für das Fahrzeug ein Fehler unterlaufen ist, Zahlen nicht korrekt oder unvollständig (z.B. Motornummer) eingetragen worden sind, so muss man, bevor man schlussendlich die Exporterlaubnis erhält, die Einfuhrpapiere beim Zoll berichtigen lassen. In unseren Papieren wurde an der Grenze statt der Motornummer fälschlicherweise nochmals die Fahrgestellnummer eingetragen.

evtl. 3: Zoll
N 08° 58′ 23.8”, W 079° 32′ 50.3”
(Nur falls die Papiere berichtigt werden müssen.) Dauer inklusive Fahrzeit von der ‘Dirección de Investigación Judicial’ ca. eine Stunde. Eine Mitarbeiterin der Abteilung hatte kurz vor unserer Ankunft den Wettbewerb zur ‘Schönheitskönigin der Verwaltung’ gewonnen, dementsprechend war alles etwas chaotisch. Wir mussten alle Papiere dreifach kopieren lassen, damit dann zwei Ausführungen direkt im Papierkorb abgelegt wurden.

4: Agentur BARWIL
Verschiffungsgebühren in US$ bei BARWIL bezahlen und Termin für den Abgabetermin des Fahrzeugs am Hafen in Colon vereinbaren.

5: Colon
Am Tag der Fahrzeugabgabe zur Partneragentur von BARWIL nach Colon fahren. Da der Hafenbereich recht unübersichtlich ist, hier die Koordinaten: Bei N 09° 21′ 49.9”, W 079° 52′ 41.1” links ins Hafengelände abbiegen und dem leichten Rechtsbogen der Straße folgen. BARWIL befindet sich im ersten OG des zweiten Gebäudes auf der linken Seite. Etwa in der Mitte des Gebäudes gibt es einen breiten Einlass, der zu einer Treppe führt. Die Agentur befindet sich hinter einer Glastür am Ende des Gangs. Hier werden sämtliche notwendigen Kopien gemacht und ein Mitarbeiter wird für die nächsten Schritte bereit gestellt. Ab nun folgt man nur noch den Anweisungen des Mitarbeiters, welcher sämtlichen Papierkram erledigt und mit dem eigenen Fahrzeug zum Zoll und zum Hafen voraus fährt. Dauer ca. vier Stunden.

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Abwicklung in Kolumbien
1: Agent ja oder nein
Auch hier kann man sich entscheiden, ob man einen Agenten beauftragen möchte oder nicht. Wir haben erneut die günstigste Variante gewählt und es selbst versucht. Von BARWIL erhält man einen Ausdruck, auf dem die abzulaufenden Posten beschrieben sind.

2: SEABOARD kontaktieren
Sobald man von BARWIL eine “Ankunftsmail” erhält, nimmt man Kontakt zur jeweiligen Schiffgesellschaft auf. In unserem Fall war das SEABOARD und erkundigt sich, wann das Fahrzeug zur Abholung bereit steht.

3: Verschiffungsagentur – SEABOARD
Ein Taxi von der Innenstadt zum Eingang des Hafengeländes (N 10° 23′ 46″ W 075° 31′ 24″) kostet ca. 8000 Pesos, Fahrzeit ca. 25 Minuten. Das Büro von SEABOARD befindet sich in einem niedrigen Gebäude etwas südlich vom Personeneingang der Muelles del Bosque, das als solches kaum zu erkennen ist. Am besten die Hafenarbeiter danach fragen und nicht wundern, das Büro liegt sehr versteckt. Ein kleiner, kurzer Trampelpfad führt durch eine Hecke zu einem kleinen vergitterten Fenster auf der linken Gebäudeseite. An diesem unscheinbaren Fenster erhält man die originale Bill of Lading, auch wenn man es nicht für möglich hält.

4: DIAN  in ‘Barrio Manga’ (Zoll)
Fahrzeug beim DIAN in Barrio Manga (Eingang N10° 24′ 36″, W075° 32′ 00″) zur Zollinspektion anmelden und Termin erfragen. Hierfür benötigt man folgende Kopien: Pass des Fahrzeughalters – Titelseite und Seite mit Einreisestempel, Fahrzeugpapiere, Bill of Lading. Die Kopien können gegenüber des Eingangs zum Zollgelände gemacht werden. Kosten pro Kopie: 150 Pesos. Gebühren für ein Taxi ca. 5000 Pesos, Fahrzeit ca. zehn Minuten.

5: Mulles el Bosque – Centro de documentos
Zurück zum Hafen (N 10° 23′ 46″ W 075° 31′ 24″). Um das Gelände betreten zu dürfen, muss ein Ausweis an der Pforte hinterlegt werden. Den ‘Centro de documentos’ aufsuchen und die Bill of Lading vorzeigen. Nun erhält man die Rechnung für die Hafengebühr.

6: Hafengebühr bezahlen
Hafengebühr in Landeswährung beim Bankschalter einzahlen. Hierfür muss zunächst ein kleines recht kompliziertes Formular ausgefüllt werden. Da viele Kolumbianer sehr hilfsbereit sind, wurde uns hierbei sofort geholfen.

7: Zollinspektion
In unserem Fall fand die Zollinspektion am Folgetag am Hafen um Punkt acht Uhr morgens statt. Der Inspektor geht zusammen mit dem Fahrzeughalter zum Fahrzeug.
Achtung: Das Hafengelände darf nur mit festen Schuhen und langen Hosen betreten werden. Ein eleganter Baustellenhelm wird gestellt. Der Inspektor kontrolliert die Fahrgestellnummer, während ein Angestellter von SEABOARD die Fahrerkabine inspiziert und äußere Schäden des Fahrzeuges aufnimmt.

8: DIAN in Barrio Manga
Der Zollinspektor kehrt zum DIAN in Barrio Manga zurück und bereitet die Papiere für die temporäre Einfuhrerlaubnis vor. Man begibt sich ebenfalls dorthin und wartet auf die Fertigstellung der Papiere. Der Zeitraum der temporären Einfuhrerlaubnis hängt von der persönlichen Aufenthaltsgenehmigung ab, kann jedoch kurz vor Ablauf bei jeder Zollbehörde verlängert werden, nachdem zuvor die persönliche Aufenthaltsdauer verlängert worden ist. Eine Verlängerung der persönlichen Aufenthaltsdauer bei der ‘Migracion’ (Gebühr 75.050 Peso) ist allerdings nur einmal um 90 Tage und auch erst wenige Tage vor Ablauf der ‘ersten’ Aufenthaltsdauer möglich.

9: Mulles del Bosque – Centro de documentos
Zurück zum Hafen. Einzahlungsbeleg der Hafengebühr, Bill of Lading und temporäre Einfuhrerlaubnis im Centro de Documentos vorzeigen. Nun erhält man die Erlaubnis das Fahrzeug aus dem Hafen zu fahren.

10: Fahrzeug
Der Fahrzeughalter sucht das Fahrzeug auf. Nach kurzer Überprüfung der Papiere darf das Fahrzeug aus dem Hafen gefahren werden. An der Ausfahrt wurde noch ein flüchtiger Bilck in die Wohnkabine geworfen. Übrigens: Die Straße vor dem Hafen ist eine Einbahnstraße, also bestenfalls – anders als wir – dort nach links abbiegen.

11: Fahrzeugversicherung
Nun noch bei Bedarf eine Fahrzeugversicherung abschließen – Fertig!

Fazit
Die Abwicklung auf panamaischer Seite war relativ unkompliziert und auch ohne Agent zu bewältigen. Auf kolumbianischer Seite war es schon etwas komplizierter, vor allem, weil wir nur sehr schlecht spanisch sprechen. Dennoch, mit etwas Geduld und gutem Willen war es durchaus machbar.

Das Schiff hatte drei Tage Verspätung, was uns jedoch umgehend von BARWIL mitgeteilt wurde. Das Fahrzeug wies an einer Stelle leichte Lackschäden auf, die vermutlich während des Hebevorgangs entstanden sind. Da unser Fahrzeug sehr stabil ist und in den letzten drei Jahren weit mehr mitmachen musste, empfinden wir den kleinen Schaden nicht als störend. Ansonsten haben wir unser Fahrzeug wohlbehalten wieder bekommen. Dabei muss jedoch erwähnt werden, dass wir die Fahrerkabine von der Wohnkabine getrennt und den verschließbaren Durchgang durch eine zweite Sperrholzplatte verstärkt haben. In der Fahrerkabine befanden sich keinerlei lose Gegenstände. Wir hatten nach der Erfahrung unserer letzten Verschiffung diesmal so ziemlich alles im Fahrerhaus demontiert, was irgendwie demontiert werden konnte: Lautsprecher, Fußmatten, Dosenhalter, Dekoration, Zusatzinstrumente, Feuerlöscher, Sitzauflagen, etc.. Uns sind bei der Verschiffung keine Gegenstände aus dem Fahrzeug entwendet worden.

Alles in allem muss man sagen, dass wir nach dem viermonatigen Albtraum unserer Verschiffung von Singapur nach Seattle wenig Lust auf ein erneutes Verschiffungsdrama hatten und wurden diesmal wirklich sehr positiv überrrascht. Also keine unnötige Angst vor der Verschiffung von Panama nach Kolumbien, es ist alles machbar und wir hoffen mit unserem Erfahrungsbericht vielen ‘Verschiffern’ eine kleine Hilfestellung zu geben.

Weitere Informationen
Offenbar haben Ende 2013, Anfang 2014 einige Reisende verhältnismäßig günstig mit SC Line verschifft. Hier zwei interessante Erfahrungsberichte:
http://rocatama.net/verschiffung-panama-kolumbien/
http://heatherandscottsadventures.blogspot.de/p/shipping.html