„Klar, kann ich mich an den Tag erinnern. Ich war zum Fischen draußen. Wir alle haben das Schiff schon lange gesehen. Zuerst dachten wir, es fischt jemand verbotener Weise zu nah an der Küste. Deshalb haben wir es genau beobachtet“, erklärt Elia, der heute als Surflehrer in Robertsport arbeitet.
„Das Boot kam immer näher, bis es ein paar Strände von hier auf Grund lief. Wir sind natürlich sofort mit unseren Booten hin. Zuerst waren wir nicht sicher, ob vielleicht bewaffnete Männer an Bord waren, aber als wir feststellten, dass es verlassen war, klettern wir hinauf. Das war gar nicht leicht, die Bordwand war sehr, sehr hoch“, schildert er, noch immer bewegt von dem außergewöhnlichen Erlebnis. „Alles war intakt. Auf der Brücke lagen noch Papiere und der Frachtraum war voller Öl. Das hat sich herumgesprochen wie ein Lauffeuer. Jeder wollte das Schiff mit eigenen Augen sehen. Es gab sogar Verletzte, weil manche zu hastig über die Felsen kletterten.“
Sieben Jahre ist es her, dass das Geisterschiff Tamaya I in der Nähe von Robertsport in Liberia an Land gespült wurde. Das Schiff war zuletzt nahe Dakar gesichtet worden, doch was in den drei Wochen bis zu seiner Anlandung tatsächlich geschah, ist ungewiss.
Nachdem die Anwohner das Schiff geplündert hatten, kam nach zwei Tagen das Militär, um das Öl abzupumpen und auch um die Umgegebung nach einer etwaigen Mannschaft abzusuchen, doch vergebens. Bis heute ist nicht abschließend geklärt, warum der Tanker sich selbst überlassen wurde.
Noch immer liegt Tamaya I am Ufer, als würde es auf irgendetwas warten. Das Salzwasser hat über die Jahre große Löcher in die dicken Stahlwände gefressen. Im Takt der Brandung sprudeln die Wellen aus ihnen hervor. Ein angelehnter Holzstamm und ein alter, dicker Schlauch helfen, die Bordwand zu erklimmen. Der Rumpf des Schiffes ist zum Teil im Sand versunken und neigt sich in Richtung Meer.
Das Deck ist so abschüssig, dass man sich nur vorsichtig darauf fortbewegen kann. Dabei bietet das von Rost zerfressene Geländer kaum Halt. Auch der Boden wölbt sich vor Korrision, blättert ab. Unheimlich, wie die Wellen mit lautem Getöse gegen den Rumpf schlagen. „Vorsicht!“ Die Leitersprossen, die auf die Brücke führen, zerbröseln unter Thomas Gewicht. Er bricht mit einem Fuß weg und reißt sich das Schienbein auf. Ihm geht es ähnlich wie den Einheimischen damals, die so neugierig waren, dass sie sich verletzten.