Sierra Leone. 1:0 für Bureh Beach

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Laute, stimmungsvolle Musik dröhnt aus Lautsprechern neben mir. Eine Münze fliegt durch die Luft, landet am Handrücken des Schiedsrichters. Die Manschaften nehmen Aufstellung. Die Musik verstummt. Anpfiff!


Offiziell sollte es um vier Uhr losgehen, aber die auswärtige Mannschaft hatte Verspätung, so beginnt das Match um halb sechs. Am Rande des kleinen Dorfes Bureh in Sierra Leone findet gerade ein Fußballturnier statt. Einen Monat lang treten hier von Montag bis Freitag insgesamt zehn Mannschaften aus den umliegenden Dörfern gegeneinder an. Zum ersten Mal hat das Turnier auch einen Sponsor. Abdul ist DJ und lebt mittlerweile in den USA. Er hat eine NGO gegründet, um dieses Turnier und damit die hiesige Jugend zu unterstützen. Er stellt die Technik, den Siegerpokal und zum Teil die Trikots.
Das Spielfeld ist kleiner als normal. Die kleinen Tore sind aus Holzlatten und einem alten Fischernetz zusammengenagelt. Jede Mannschaft stellt sieben Spieler und das Turnier wird sehr ernst genommen. Die Spielfeldbegrenzung ist akribisch mit Sand auf den staubig steinigen Boden gestreut und das Feld mit Flatterband abgesteckt. Die Trainer haben laminierte VIP-Schilder und gestikulieren wild am Spielfeldrand. Auch ein Moderator kommentiert gekonnt und sehr unterhaltsam jeden Ballwechsel über Lautsprecher: „cleverly he lost the ball … he has a lot of potential … guys you need to play with more pressure … of course he is the captain, spinning like a tornado…“ Nebenbei unterstützt ein Co-Kommentator mit Statistiken und Analysen. „Team Cucumber Farm is dominating with 73% of ball possession. Today we have a sold out stadium with 6500 spactators.“ Naja, sagen wir 65 Zuschauer stimmt eher, aber egal.

Es ist weit über dreißig Grad, Staub wirbelt bei jedem Ballkontakt durch die Luft. Der Schiedsrichter pfeift, ahndet selbst kleine Remplereien, verwarnt mit Zeigefinger und strenger Miene. Bei einem groben Faul zieht er Gelb. Dass er dabei Badeschlappen trägt, tut seiner Autorität keinen Abbruch.
Am Spielfeldrand werden als Snack für ein paar Cent Gurken mit Salz verkauft oder in Plastik eingeschweißtes Wasser. Groß und Klein fiebert mit, gibt Tipps vom Spielfeldrand. Tor! Tor für die heimische Mannschaft! Jetzt gibt es kein Halten mehr. Alles stürmt das Spielfeld, springt über die Absprerrung, die Musik wird laut aufgedreht und getanzt.


Abpfiff ist mit Sonnenuntergang. Der „Player of the Match“ wird im letzten Abendlicht von einer Jury gekürt und bekommt ein T-Shirt und eine Ehrenurkunde überreicht. Wenn kurz später die Boxen und das DJ Pult abgebaut sind, verlassen wir mit allen das Areal und freuen uns schon auf morgen, wenn wieder irgendwann zwischen vier Uhr und halb sechs Anstoß ist.

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