Die Smiling-Coast von Afrika, wie sich Gambia selbst nennt, empfängt uns mit heißen Temperaturen weit über der 30 Grad Grenze. Nach sechs Wochen Vortragstournee im kalten Deutschland sind wir zurück in Sukuta, einem Vorort von Serekunda, der größten Stadt des Landes. In der Nähe befindet sich die „Emma School“. Ein privates Schulprojekt, das in einem armen Stadtteil den Kindern Bildung ermöglicht, die sonst kaum Zugang hätten.
Wir haben von diesem Projekt über Inge erfahren, die wie Thomas aus dem oberpfälzer Dorf Freihung stammt, und mit ihrem Verein Gambiahilfe Kaytola e.V. die Schule seit mehreren Jahren unterstützt.
Wir sind für 10 Uhr eingeladen, die Schule zu besuchen. Mit dem Taxi suchen wir den Weg durch die sandigen Straßen des Vororts. Hinter einem leicht geöffneten, weißen Blechtor werden wir fündig. Eine Frau in buntem detaillierten Kostüm kommt auf uns zu und stellt sich als Sally vor. Sie leitet die Grundschule, ihre Kollegen Zida, in leuchtendes Grün gewandt, die Vorschule. Mit ihrer im Moment etwas heiseren Stimme führt uns Sally von Klassenzimmer zu Klassenzimmer. „Hier sind die kleinsten, sie sind 3 bis 4 Jahre alt.“
Wir betreten einen dunklen Raum im Erdgeschoss. Die vergitterten Fenster halten die meiste Sonne fern. Auf kleinen Stühlen sitzen an ebenso kleinen Tischen etwa 30 Kinder. Schulsachen haben sie nicht. Alles was sie lernen, ist mit bunter Kreide an die Tafel gemalt. Heute, am Freitag, werden die Inhalte der Woche wiederholt. Diese Woche war das Thema: Früchte. Passend dazu stimmt die Lehrerin mit ihren Schülern ein Lied an, das von einem Bananenbauern handelt, der Bananen pflanzt, sie pflegt, giest, erntet, isst und – wie es so ist: kackt. Zu jeder Tätigkeit gibt es eine Bewegung. Alle strahlen übers ganze Gesicht und singen und tanzen lautstark mit – so lernen schon die ganz Kleinen Englisch. Neben den zehlreichen lokalen Sprachen, ihre erste Fremdsprache.
Ein ähnliches Bild in der nächsten Klasse, hier sind gerade Farben das Thema. Vor der Tafel krabbelt das Baby der Lehrerin am Boden, vielleicht ein halbes Jahr alt. Wenn es im Weg ist, wird es kurz zur Seite gehoben und robbt in anderer Richtung weiter. Zida stellt laut singend Fragen, im Chor schreien die Schüler die Anwort zurück. Es ist ohrenbetäubend laut. Kein Wunder dass Sally heiser ist. Haben die Kinder richtig geantwortet, heißt es „applaudiert euch selbst“. Was für eine positive Grundhaltung zum Lernen.
Im ersten Stock sind die höheren Klassen untergebracht. Wie an unseren Schulen in Deutschland scheint auch hier die Stimmung mit jeder Klassenstufe ein wenig zu sinken, gesungen wird nur noch zurückhaltend.
In der höchsten Klasse, der Klasse 6, wiederholen die Schüler und Schülerinnen gerade in einstimmigem Singsang, was sie über ihr Land gelernt haben. Welche Länder angrenzen, welche Sprachen in der Region gesprochen werden, wer der Präsident ist. Nach diesem Jahr werden sie sich eine neue Schule suchen müssen, denn in dieser ist für weitere Klassen kein Platz. Wir sprechen mit ein paar Mädchen, sie scheinen schon zu wissen, wohin sie kommen. Und doch wird es nicht allen Kindern möglich sein, auf staatliche Schule zu gehen. Daher ist das Ziel, das angrenzende Grundstück zu kaufen und die Schule irgendwann bis auf 12 Klassen zu erweitern, damit jedes Kind, unabhängig der finanziellen Möglichkeiten der Familie, die Chance hat, alles zu werden.
Dies zu verwirklichen ist die Motivation des Schulgründers Solomon. Wir treffen ihn wenige Tage später in seinem Hotel am Strand. Was er uns erzählt, wie er dazu kam eine Schule und die Ausbildung vieler Kinder zu finanzieren, ist eine sehr besondere Geschichte. Sobald wir nach der Reise durch Westafrika wieder zurück sind, werden wir sie euch erzählen.
Als wir ihn fragen, was man tun könnte, um das Projekt zu unterstützen, verweist er auf Inge und den von ihr gegründeten Verein. Sollte es euch ein Bedürfnis sein, dieses Schulprojekt zu unterstützen, so wendet euch gerne an: gambiahilfe.kaytola@web.de