Ein Allrad-Reise-Expeditions-Lkw ohne Off-Road-Stollenreifen? Peinlich!

Oder etwa doch klug? Viele, die eine Tour mit dem eigenen Fahrzeug planen, stellen sich diese Frage. Viele, die wir unterwegs treffen, kämpfen mit den gleichen Problemen. Hier sind unsere persönlichen Erfahrungen mit Stollenreifen auf einer Langzeitreise. Seit über 100.000 Kilometern sind wir nun auf Continental MPT80 und MPT81 Reifen unterwegs. Es ist nicht nur eine Glaubensfrage in der Globetrotter-Szene. Es ist eine Katastrophe.

Ganz nüchtern betrachtet, keine Grundsatzphilosophien, nur unsere persönlichen Reiseerfahrungen (Stand 9-2014): Acht Tonnen Reisegewicht, Allrad, Differentialsperre, Einzelbereifung. Kein Off-Road-Spielplatz in der Sandgrube sondern Reisealltag. Fünf Jahre unterwegs auf fünf Kontinenten, 13 verschlissene Reifen. Tendenz steigend. Schnell steigend. Was spricht für Stollenreifen, was dagegen und wann sind sie auf einem Reise-Lkw nun tatsächlich gegenüber Straßenreifen im Vorteil?

Off-Road-Profil

 

Pro Stollenreifen: Traktion im Schlamm und auf nassen Wiesen.

Auf schlammigen Passagen und feuchten Wiesen sind die Stollenreifen zu Hause. Gute Selbstreinigung, ordentlicher Durchzug. Klarer Vorteil gegenüber Straßenreifen. Allerdings liegt der Streckenanteil unbefestigter Straßen auf einer Langzeitreise realistisch betrachtet nur zwischen höchstens 5 und 15 %, davon das meiste Schotter, Steine, feste Sandpisten und jede Menge Wellblech. Bei all dem bieten auch Straßenreifen genügend Traktion. Nasse Wiesen und richtige Schlammpassagen bei denen der Grip von Straßenreifen am Limit wäre? Auf einer Weltumrundung kleiner 0,0001% und auf manchen üblen Passagen haben wir trotz Stollenreifen noch zusätzlich Ketten aufgezogen.

 

Pro Stollenreifen: Fahrverhalten auf Schnee.

Bei Fahrten im Schnee überzeugen die Stollenreifen vollkommen. Kein Rutschen, kein Zusetzen, erstaunlicher Grip. Selbst 40 bis 50 cm sind auch ohne Schneeketten kein Problem. Nicht umsonst sind viele Winterdiestfahrezuge mit genau unseren MPT 81 Reifen ausgerüstet. Auf Schnee: Klares Plus für die Stollenreifen.

 

Pro Stollenreifen: Fahrbarkeit mit sehr geringem Druck.

MPT-Stollenreifen sind in Kombination mit den richtigen Felgen darauf ausgelegt mit besonders niedrigem Luftdruck gefahren zu werden. Manche sprechen von einer Fahrbarkeit bis 0,7 bar. Wir sind bisher minimal auf 1,4 bar gegangen, wenn wir uns aus einem Schlammloch zu wühlen versucht haben. Die Reifen drücken sich auseinander, die Auflagebreite und -länge nimmt stark zu, die Traktion steigt erheblich.

Niederdruck

Für kurze Extrem-Passagen oder wenn man sich festgefahren hat brauchbar. Realistisch betrachtet wird kaum jemand mit derart niedrigem Luftdruck große Distanzen zurücklegen, da die Reifenflanken dabei sehr leiden. Auf Schotter, Wellblech oder im Sand den Luftdruck etwas abzusenken ist üblich, geht mit jedem normalen Reifen auch. Ich persönlich würde sagen, die Möglichkeit mit extrem (!) niedrigem Druck (bei einem schweren Reise-Lkw <1,2 bar) zu fahren ist verzichtbar. Mit Sandblechen sind kurze Schlammpassagen ebenfalls lösbar. Für längere Schlammstrecken sind Schneeketten eine enorme Hilfe. Eine Fahrprobe über längere Passagen mit den MPTs und sehr geringem Reifendruck im Sand steht noch aus. Falls es sich nicht vermeiden lässt.

(Update nach der vollendeten Afrikadurchquerung: Es lies sich nicht vermeiden. Eine rund 10 Kilometer lange Sandpassage mit 1,8 bar haben die MPTs schadfrei überstanden.)

 

Pro Stollenreifen: Die Off-Road Optik.

Rational nicht zu begründen, aber ein klares emotionales Plus für die Stollenreifen in Sachen Optik: Ein Allrad-Mobil sieht mit groben Stollenreifen einfach mehr nach Expedition, Freiheit und Abenteuer aus. Und das gefällt. Ja, so ist es halt einfach. Aus dem gleichen Grund kommt auch der Bankvorstand neuerdings mit dem SUV zum 14-Uhr-Meeting und sicherlich nicht wegen des schlechten Straßenzustands auf der A92.

 

Contra Stollenreifen: Mehrverbrauch.

Im direkten Gegenüber mit ähnlich schweren Fahrzeugen gleicher Bauart schätze ich, dass unsere Stollenreifen im Vergleich zu Straßenreifen 1,5 bis 2 Liter Sprit pro 100 km zusätzlich fressen.

 

Contra Stollenreifen: Hohe Lautstärke.

Stollenreifen sind auf Teer sehr laut. Auf Dauer ist die hohe Geräuschkulisse anstrengend. Besonders wenn sich die Stollenreifen nach einiger Zeit sägezahnartig abfahren, wird das Abrollgeräusch noch lauter. Der Continental MPT 80 ist absolut furchtbar, der MPT 81 ist hier deutlich besser. Angeblich ist der Michelin XZL ebenfalls sehr laut. Durch regelmäßiges Durchwechseln der Reifen alle 5000 Kilometer kann man zumindest die Sägezahnbildung etwas mäßigen.

 

Contra Stollenreifen: Längerer Bremsweg.

Es mehren sich die Stimmen, die bedenklich über den Bremsweg mit Stollenreifen auf nassem Asphalt berichten. Glücklicherweise mussten wir noch nie bei Nässe eine kritische Vollbremsung hinlegen.

 

Contra Stollenreifen: Verletzungsempfindlichkeit

Es wird oft behauptet, dass ein MPT-Reifen weniger verletzungsempfindlich ist als ein Straßenreifen, aber ich bezweifle das sehr. Die meisten unserer zahlreichen Reifenpannen in den letzten Jahren wurden durch eingefahrene Metallteile oder spitze Steine verursacht. Fast ausschließlich lag die Verletzung des Reifens im Bereich zwischen den Stollen, dort wo die Gummischicht am dünsten ist. Ein Straßenreifen hat im Verhältnis deutlich weniger empfindliche Zwischenräume.

Reifenpanne-Lesotho

Die Seitenwangen von modernen Lkw-Straßen-Reifen sind speziell gegen heftige Kollisionen mit Bordsteinen geschützt. Eine einzige nicht besonders heftige Berührung mit einem Bordstein in einer engen Altstadtgasse Perus hingegen hat uns den letzten Totalausfall eines fast nagelneuen MPT gekostet. Insgesamt haben bei uns bereits drei MPT-Reifen Totalschäden durch einen Defekt der Seitenwange erlitten.

Auf sehr steinigen Passagen enttäuschen die Stollenreifen ebenfalls. Im direkten Vergleich mit unseren runderneuerten Reifen mit Straßenprofil hat sich gezeigt, dass die MPT-Stollen zum Teil ausbrechen, teilweise sogar abreißen, wohingegen das Straßenprofil keine großen Beschädigungen zeigt.

Was man beim Thema Verletzungsempfindlichkeit zusätzlich bedenken muss: Nach 40.000 Kilometern Reise ist ein Stollenreifen schon ganz erheblich abgefahren, der Gummi der Lauffläche ist dünner und dementsprechend empfindlicher. Ein Straßenreifen hätte bei gleicher Laufleistung noch deutlich mehr schützendes Profil auf der Lauffläche.

 

Contra Stollenreifen: Verhalten auf weichem Sand.

Es liegt sicherlich auch an unserer nicht idealen Gewichtsverteilung zwischen den Achsen und am mangelnden Fahrkönnen. Dennoch hat sich auch im direkten Vergleich mit andern baugleichen Fahrzeugen mit Straßenbereifung gezeigt: Unsere Stollenreifen auf weichem Sand sind absoluter Mist. Sobald sie durchdrehen graben sie sich sofort und sehr schnell tief ein. Ja, ja, Luft ablassen. Klar. Aber sind wir realistisch: Ich möchte mal den Fahrer sehen, der im Reisealltag wegen einer 10-Meter-Sand-Passage 30 Minuten lang Luft ablässt und danach mindestens ebenso lang wieder auffüllt. Und genau das sind die Situationen in denen man sich festfährt. Meistens kurz vor Sonnenuntergang, wenn man nur noch schnell einen Stellplatz zum Übernachten sucht. Bei normalem Reise-Luftdruck sind meiner Meinung nach Stollenreifen auf weichem Sand schlechter als Straßenreifen gleicher Breite.

 

Contra Stollenreifen: Deutlich geringere Laufleistung.

Straßenreifen haben mindestens die doppelte Laufleistung als unsere Stollenreifen. Continental MPT 80 und 81 sind besonders schlecht und schaffen bei uns nicht mehr als enttäuschende 45.000 Kilometer. Wir haben schon mit verschiedenem Luftdruck experimentiert – kein merklicher Unterschied. Alle 2500-3000 Kilometer verlieren unsere Reifen 1mm Profil. Macht gegenüber Straßenreifen auf 90.000 km Reisedistanz einen ganzen Satz Reifen zusätzlich aus.

Bereits nach 35.000 Kilometern bleiben uns auf den Reifen von anfangs 17 nur noch 4 bis 5 Millimeter Restprofil – damit ist der Gripvorteil im Gelände dann auch dahin. Nachschneiden ist bestenfalls eine absolute Notlösung, denn damit wird die Gummischicht zwischen den Stollen erheblich dünner und somit nochmal verletzungsempfindlicher.

Feuchte-Wiesen

Der Michelin XZL macht, ohne eigene Erfahrungen damit zu haben, nach dem was wir auf anderen Fahrzeugen gesehen haben einen besseren Eindruck als unsere Continental MPT 80 und MPT 81, was die Kilometerleistung betrifft. 365/80 R20 XZL halten auf einem 7,5 Tonnen schweren Unimog anscheinend um die 80.000 Kilometer.

 

Contra Stollenreifen: Schlechte Verfügbarkeit.

Straßenreifen findet man bei jedem Reifenhändler auf der Welt. Stollenreifen für Lastwagen werden außerhalb von Europa und Nordamerika überwiegend nicht geführt. Außer reine AS Ackerprofile für Traktoren, die sich nun wirklich keiner antun möchte. Einzig auf Militär- und Feuerwehrfahrzeugen entdeckt man gelegentlich MPT-Geländereifen. Diese werden jedoch meist ausschließlich für die Behörden importiert und man kommt als Privatperson praktisch nicht an die Reifen.

Wir fahren mit der Reifengröße 12,5 R20 bzw. 335/80 R20. Realistisch betrachtet ist das ein absolutes Desaster für eine Langzeitreise durch mehrere Kontinente. Die Reifen passen optisch und von ihrem Abrollumfang recht gut zu unserem Fahrzeug, doch die weltweite Verfügbarkeit geht gegen Null. Sich Ersatzreifen ins Ausland schicken zu lassen ist sehr teuer, aufwändig und oft mit umfangreichen Zollformalitäten verbunden. In vielen Ländern ist der Import von Reifen für Privatpersonen quasi unmöglich. Völlig unabsehbare Wartezeiten sind ein weiteres Hindernis.

Mittlerweile haben wir zahlreiche andere Reisende mit Stollenreifen auf dem Reise-Lkw getroffen. Fast alle kämpfen mit dem gleichen Problem: MPT-Stollenreifen sind außerhalb von Europa überwiegend unbekannt und es ist es eine Katastrophe bis unmöglich diese Reifen aufzutreiben. Egal ob Pirelli, Dunlop, Continental oder Michelin.

Steinige-Piste-Kolumbien

 

Contra Stollenreifen: Keine alternative Bereifung für die Felgen.

Das grundlegende Problem ist hierbei oftmals die Felgendimension, die ausschließlich für MPT-Reifen ausgelegt ist. Ein Wechsel auf Normalreifen ist also nur bei gleichzeitigem Wechsel der Felgen möglich. Und die teuren Off-Road-Felgen fahren dann als Zusatzgewicht für bessere Bodenhaftung auf dem Dach mit.

Angeblich passen im größten Notfall sogenannte ’20-Zoll Trailerreifen’ auf 11er Felgen, doch die sind dafür weder offiziell zugelassen noch habe ich diese Reifen in den letzten Monaten irgendwo auf einem Lkw entdeckt. In vielen Ländern wurden die Anhänger bereits auf 22,5er Felgen umgestellt.

Die in Zentraleuropa auf Unimogs und vielen ‘Expeditions-‘ und Reisefahrzeugen üblichen 12,5 R20 (=335/80 R20) oder 14,5 R20 (=365/80 R20) gibt es außerhalb von Europa äußerst selten. Somit ist es eigentlich der absolut größte Unsinn eine Reise durch mehrere Kontinente mit einer solchen Bereifung anzutreten. Trotzdem statten fast alle professionellen Hersteller von Expeditionsmobilen ihre Fahrzeuge damit aus. Warum? Sind die Edel-Fahrzeuge vielleicht doch nur dazu gedacht sich auf Globetrottertreffen in Deutschland einmal im Jahr durch matschige Wiesen zu kämpfen?

Nein, das glaube ich nicht. Aber ich denke, dass die meisten Expeditionshersteller schlicht und einfach keine Ahnung haben wo welcher Reifen verfügbar ist und dass ihnen das Problem überhaupt nicht bewusst ist. Die Off-Road-Optik steht im Vordergrund, die Praxistauglichkeit beim Thema Reifen ist hier offensichtlich Nebensache. Als wir in Asien auf der Suche nach Reifen waren, haben wir fast alle deutschen Expeditionsmobil-Hersteller angeschrieben, die ihre Fahrzeuge mit MPT-Reifen ausstatten. Kein einziger (!) konnte uns weiterhelfen ob und wie man in Südostasien diese Reifen finden kann.

 

Kurzes persönliches Fazit:

Es bleiben, neben all den Problemen, vier Argumente für Stollenreifen:

  1. Aussehen.

  2. Traktion im Schlamm (mit Ketten lösbar).

  3. Fahrverhalten auf Schnee (mit Ketten lösbar).

  4. Fahrbarkeit mit äußerst geringen Druck im extremen Gelände (meist mit Sandblechen lösbar).

Habe ich Ketten und Sandbleche mit dabei – was bleibt? Bei einer Langzeitreise: Ganz selten ein Vorteil, viele Nachteile und die sagenhafte Off-Road-Optik. Für einen Trip von ein paar Monaten und einigen tausend Kilometern mögen Stollenreifen noch o.k. sein, wenn man sie denn unbedingt der Optik zu Liebe haben möchte oder ganz gezielt eine Route wählt, auf der man ständig mit absoluten Extrembedingungen rechnet. Zurück in Zentraleuropa kann man die Reifen nach 30.000 Kilometern dann problemlos gegen einen Satz neue tauschen.

Für eine lange Reise außerhalb von Europa sind sie meiner Meinung nach für einen schweren Reise-Lkw ziemlicher Unsinn. Zumindest für jeden, der sich nicht gerade zur Aufgabe gemacht hat auf Biegen und Brechen die härtesten Off-Road Passagen des Kontinents zu bezwingen. Anstatt jahrelang mit Stollenreifen die überwiegende Zeit der Reise lärmend über Asphalt zu eiern, um letztlich beim Bremsen vom nassen Teer aus der Kurve zu rutschen, sollte man sich ernsthaft überlegen, ob man nicht wirklich lieber auf einer feuchten Wiese mal die Sandbleche wirft und in grobem Schlamm einmal im Jahr Ketten aufzieht.

Ketten-im-Schlamm

Wir haben bisher unzählige andere Reisende in Lkws getroffen. Viele, die auch mit Stollenreifen unterwegs waren, klagen über die gleichen Nachteile wie wir, insbesondere über die erheblichen Probleme unterwegs Ersatzreifen aufzutreiben. Viele würden beim nächsten Mal mit anderen Reifen losziehen. Im Gegensatz dazu haben wir bisher noch nie Reisende getroffen, die mit normalem Profil unterwegs waren und sich über Probleme mit ihren Reifen beklagt hätten.

Ich kann mich gut an das Därr-Treffen 2009 erinnern. Dort standen zwei Unimogs mit Straßenreifen auf der Wiese und einige Besucher blieben verächtlich kopfschüttelnd davor stehen. Damals wusste ich nicht was ich dazu denken soll. Heute glaube ich, dass diejenigen, die abschätzig die Augen verdrehen, wenn sie einen Reise-Unimog mit Straßenbereifung sehen, wahrscheinlich nicht die Erfahrensten sind, was eine Langzeitreise angeht.

 

Bei ungewöhnlichen Dimensionen: Reifendruck-Überwachung

Bin ich im fernen Ausland mit einer ungewöhnlichen Reifendimension unterwegs, ist der Totalverlust eines oder mehrerer Reifen eine ständige Sorge. Loch gefahren, nicht gemerkt, Luft ausgegangen, Totalschaden. Genau das sieht man tagtäglich auf den Schotterpisten weltweit. Furchtbar ärgerlich, denn ein kleines Loch im Reifen lässt sich schnell und problemlos beheben, wenn es sofort bemerkt wird.

Seit einigen Monaten sind wir mit einem TireMoni Reifendruck-Kontrollsystem unterwegs, das den Reifendruck überwacht und einen Druckverlust sofort anzeigt. Wir fahren seither deutlich entspannter, hängen die Köpfe nicht mehr ständig aus dem Fenster um die Reifen zu begutachten und müssen auf harten Off-Road-Passagen nicht mehr alle 15 Minuten anhalten, um die Reifen auf Schäden zu kontrollieren. In den vergangenen drei Monaten hat das System bisher überzeugt – über die Erfahrungen im Langzeittest werden wir noch berichten.

(Ergänzung 10/2019: Das TireMoni hat sich im Langzeittest bewährt. Wir hatten es bei der Afrikadurchquerung und auch bei der Durchquerung Madagaskars im Karenjy mit dabei. Es hat uns durch die frühzeitige Warnung vor mehreren Totalschäden bewahrt. Fazit für uns: Nie wieder ohne. Egal welche Bereifung. Eine Schachtel Ersatzbatterien sollte man für längere Reisen im Gepäck haben.)

Tiremoni

 

Was sind die Alternativen zu Stollenreifen?

Wir haben seit dem Fluch der Reifensuche immer ein offenes Auge für die Dimensionen, die in den Ländern gängig sind. 10R20, 11R20, 12R20 bekommt man praktisch überall. Dazu sind mittlerweile 11R22.5, 12R22.5, und 295/80 R22.5 auf vielen Straßen heimisch. Auch 315/80 R22.5 haben wir vielerorts gesehen. Selbst die modernen 385/65 R22.5 finden sich häufig und wären bisher ohne großes Drama aufzutreiben gewesen.

Wer übrigens glaubt, dass die Lauffläche eines 335/80 R20 MPT breiter ist, als die eines 315/80 R22.5 für die Antriebsachse, der sollte mal nachmessen und wird staunen wie wenig Auflagebreite ein 335er MPT wirklich bietet.

Freunde sind mit modernen 385/65 R22.5 Trailerreifen ohne eine einzige Reifenpanne 60.000 km quer durch Asien gefahren. Das Profil der Reifen hält sicherlich bis 100.000 km, trotz Schotter, Sand und Steinen und der Fahrt quer durch die Mongolei und Nordpakistan.

Baustellenprofile wie das Michelin XZY-3, Continental HDC, Hankook AM15 oder Bridgestone M748, L355 (neuerdings auch der Nokian R-Truck) könnten für ein Langzeit-Reisemobil eine gute Balance zwischen reinem Straßenreifen und Stollenreifen sein. Mit einem etwas gröberen Profil bieten sie auf feuchtem, schmierigen Untergrund noch mehr Reserven, ohne all die Nachteile eines MPTs mit sich zu bringen. Zumindest laut Hersteller sollen Baustellenreifen auch besonders gegen Verletzungen geschützt sein. Ob das tatsächlich stimmt, sei dahingestellt. Derartige Profile bieten aber ganz sicher eine höhere Laufleistung bei weniger Verbrauch, bessere Abroll- und Bremseigenschaften auf der Straße als ein Stollenreifen. Sucht man Notfalls im fernen Ausland Ersatz, passt auch jeder 0815-Reifen auf die vorhandene Felge.

Ein Baustellenprofil sieht auch noch einigermaßen griffig aus – wer dann trotzdem noch Probleme mit der Optik des Reisemobils hat, dem empfehle ich einen großen Stollenreifen-Aufkleber.

 

Was nun?

Wir haben die Weltumrundung nach 6 Jahren vollendet (Stand 9-2015). Auf 120.000 km verschlissen wir 13 Reifen komplett und zusätzlich 4, die wir unterwegs runderneuern ließen. Mit weiteren 4 teilweise abgefahrenen MPTs erreichten wir nach fünf durchquerten Kontinenten die Heimat. Insgesamt benötigten wir 21 Reifen (über 5 komplette Sätze) auf 120.000 Kilometern. Rückblickend war es eine absolute Fehlentscheidung mit dieser Reifenwahl die Reise anzutreten.

Nach langer Recherche haben wir uns für den Wechsel auf 385/65er Hankook AM15+ entschieden. Als Felge verwenden wir eine speziell für Reisemobile entwickelte 22,5 x 11,75 von Fahrzeugtechnik Meyer / Mommenheim. Die positiven und negativen Erwartungen direkt nach der Umbereifung (Stand 9-2020) lest ihr hier -> Runter mit den Stollenreifen

Was taugen die Baustellenreifen in der Reisepraxis? (Stand 4-2023)  -> Die Erfahrungen nach 11.000 Kilometern

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